Montag, 12. Juni 2017

KW 21/17 - Peru Süd / Bolivien Nord

Puno

Das Wetter hat umgeschlagen. Es ist kalt, bedeckt und regnerisch. Wir skypen mit den Lieben zu Hause und versuchen die Versicherung die uns per Mail zugesandt wurde zu drucken. Sie haben wohl einen Drucker den ich installiere, aber nicht genügend Papier. Also müssen wir in die Stadt, welches besorgen.
Bevor wir den Oelwechsel am «Kleinen» machen, stelle ich nochmals den Vergaser ein. Die Kerle in Cuzco hatten keine Ahnung und gleichzeitig säuft er immer noch wie ein Loch, rund 19 Liter auf 100 km. Mal sehen ob es beim nächsten Mal besser wird (es wurde besser noch 15 Liter auf 100 km, trotz undichtem Ventil).

Im Laufe des Nachmittags treffen Sandra und Timo (Deutschland) und Anita und Andrew, die beiden Australier, die wir schon in Salento, Kolumbinen getroffen haben ein. Und wieder ein freudiges Wiedersehen. Da das Wetter sich inzwischen zu einem ordentlichen Gewitter, mit Blitz, Donner und heftigen Regenschauern gemausert hat, machen wir zu einem Umtrunk in unserem geräumigen WOMO ab. Anita und Andrew haben viel zu erzählen, wir natürlich auch, aber unsere beide Deutschen Reisegefährten kommen kaum zu Wort (holen wir später nach).


Auch am Dienstagmorgen lässt das Wetter nicht mehr mit sich reden. Allen Beschwörungen zum Trotz, bleibt es gewitterhaft und kalt. Die Australier ziehen aus, Andrew meint es sei zu kalt für Kängurus.
Wir fahren in die Stadt und suchen eine geeignete Garage - leider Fehlanzeige. Keine einzige mag überzeugen. Aber wir haben Glück mit einem guten Copyshop. Das Versicherungsformular ist miserabel formatiert und lässt sich nicht korrekt ausdrucken. Gemeinsam finden wir Wege, dass es trotzdem offiziell und korrekt aussieht. Je zwei Kopien der entsprechenden Versionen (länderspezifisch) und dann weiterfahren zum Einkaufcenter.
Anschliessend zurück zur «Casa Blanca», wo wir am Abend nochmals mit Timo und Sandra zusammensitzen und einen gemütlichen Abend verbringen, während es draussen blitzt und kracht.


Schon wieder Mittwoch. Timo und Sandra wollen schon lange auf die Schwimmenden Inseln. Aber das Wetter lässt es nicht zu und so bleiben sie in ihrem VW-Bus. Auch wir machen es uns im warmen WOMO gemütlich, lesen, schreiben und organisieren unsere Weiterreise. Zur Auflockerung des Tages, machen wir am Nachmittag Guacamole und laden Timo und Sandra dazu ein. So haben wir die Gelegenheit unsere Reiseerfahrungen auszutauschen. Sie kommen von Süden und wir von Norden und damit ist für beide Seiten Interessantes dabei.
Am Abend treffen dann auch Barbara und Hannes, die wir schon in Cuzco getroffen haben ein. Jetzt wird es fast eng auf dem kleinen Platz.


Puno - Copacabana
Heute Donnerstag ist Wetterbesserung angesagt. Langsam aber sicher setzt sich die Sonne durch. Ich setze meine Bloggs ab, dann noch ein paar Bücher von Timo rüber laden und endlich geht es weiter. «Bolivien wir kommen!»
Wir fahren dem Titicacasee entlang, schauen den Bauern bei ihrer Feldarbeit zu und passieren die Grenze bei der Zollstelle «Kasani». Der Beamte ist nicht sehr freundlich aber effizient. Zuerst die Migration, dann müssen wir beim Copyshop ein Formular für unseren «Kleinen» ausfüllen. Hier wird es abenteuerlich. Das Büro ist eine improvisierte Bretterbude und der Typ meint, er müsse zuerst den Generator starten. Oh Wunder es klappt auf Anhieb. Der Strom ist da. Er startet den PC, öffnet ein Formular und meint, jetzt könne ich mich hinter den PC setzen. Nach seiner Anleitung fülle ich das Formular mit den notwendigen Daten. Er ist zufrieden mit meiner Arbeit und erklärt wie wir dasselbe ausdrucken können – perfekt!

Jetzt geht es weiter zur Aduana (Zoll), der tippt nochmals die Daten vom Formular in seinen PC und fertig ist die Geschichte. Dieser Typ ist sehr freundlich, heisst uns in Bolivien willkommen, wünscht uns Glück und eine gute Weiterreise – super Service.
Wir fahren bis Copacabana, ein touristisches Städtchen in einer Bucht, fahren den Strand entlang und halten Ausschau nach dem schwarzen Tor von Dany’s Camping, ein Tipp von Sandra und Timo.
Tatsächlich finden wir das Tor und auch Dany steht schon bereit. Wir finden gerade noch Platz auf dem kleinen Innenhof. Ein deutscher Landrover und ein Mercedes Van aus Basel stehen bereits hier, aber niemand ist zu sehen.
Wir richten uns ein und spazieren anschliessend in die Stadt. Bancomaten suchen, Bolivianos beziehen und dann Richtung Restaurant «La Orilla» auch ein Tipp von Sandra. Zuerst können wir das Haus nicht finden, da das GPS sehr ungenau ist. Wie ich frage, deutet die Frau auf ein Haus das nicht beleuchtet ist. Wir gehen hin, die Türe ist mit einer Kette verschlossen. Sie öffnen um fünf Uhr. Es ist Fünf, als ich an der Türe rüttle, öffnet der Besitzer und ich frage ob geöffnet ist. Er bejaht und entschuldigt sich, das Elektrisch sei ausgefallen. Wir gehen hinein, setzen uns neben den Holzofen. Inzwischen stellen sie überall Kerzen auf, sie sind gut eingerichtet, offensichtlich ist dies nicht das erste Mal. Wir haben noch nicht bestellt, als die Nächsten an der Türe rütteln, den Kopf durch die Türe strecken und noch unschlüssig sind, ob sie eintreten sollen. Ich rufe ihnen zu es sei geöffnet, aber der Strom sei ausgefallen. Sie treten ein und wie ich sie so sehe meine ich, aus Basel, was sie bejahen. Zufälle gibt’s. Dani und Anita nehmen neben uns Platz. Auch sie haben gelesen, dass dies ein gutes Restaurant sei. Trotz Stromausfall funktioniert die Küche einwandfrei und das Essen ist hervorragend. Bei Kerzenlicht essen und unterhalten wir uns. Leider funktioniert die Kaffeemaschinen nicht, weshalb wir frühzeitig zu unseren Wohnmobilen zurückkehren. Anita offeriert Kaffee zu machen, was wir dankend annehmen. Aus Platzgründen, sitzen wir wieder bei uns zusammen.


Copacabana – La Paz
Anita und Dani sind früh startklar, verabschieden sich, während unsere Deutschen Nachbarn (Landrover) im freien Kaffee kochen. Sie fragen ob wir auch welchen wollen. Wir sind dabei und es stellt sich heraus, dass sie noch kein Frühstück gehabt haben. Kurzerhand laden wir sie zu uns ein und gemeinsam machen wir ein bunt zusammengewürfeltes Frühstück. Mit Annemarie und Sebastian (Foto ist leider nichts geworden) vergeht die Zeit wie im Fluge. Eh wir uns versehen ist es Mittag. Auch für uns vier, Zeit zum Aufbrechen. Sie fahren Richtung Peru, wir über die Halbinsel nach La Paz.
Hinter Copacabana geniessen wir nochmals die Aussicht auf die Stadt und den Titicacasee, bevor es bergwärts geht. Wir überqueren die Halbinsel, kommen wieder an die Küste und fahren bis «San Pedro de Tiquina». An dieser Engstelle müssen wir den See mit der Fähre passieren. Es ist sehr windig und der labile Ponton schaukelt und windet sich durchs aufgewühlte Wasser. Es ist erstaunlich wie geschickt der Fährmann dieses schwerfällige Gefährt, alleine anlandet und vertäut, so dass ich rückwärts herunterfahren kann.
Wir fahren noch lange dem See entlang und passieren dabei etliche Baustellen. Es scheint, als ob in Bolivien nur an den Strassen gearbeitet wird. Kilometerweise sind sie am buddeln. Nach einer längeren Fahrt erreichen wir endlich La Paz. Hier wird es echt übel. Wie wir in die Stadt einfahren,
gibt es nur noch Schotterpisten, Baugruben und Umleitungen, es scheint nicht aufzuhören. Wir fahren eine Ewigkeit durch Quartierstrassen, bis wir endlich den Bogen Richtung Flughafen machen und das Stadtzentrum damit umrunden können. Im Einnachten geht es eine gewundene Bergstrasse hinunter bis wir endlich das Hotel «Oberland», unser nächstes Quartier erreichen. Das Hotel wird von Walter, dem Schweizer Besitzer selbst geführt. Dementsprechend sieht die Speisekarte im Restaurant aus – heute wird nicht im WOMO gekocht. Wir treffen Walter im Restaurant und bestellen Lokales. Ich nehme Lama-Steak und Erika entscheidet sich für «Pique a lo Macho», man nennt dieses Gericht auch die Bolivianische Pizza. Es ist ein Mix aus Rindfleisch, Chorizo (Würsten), Tomaten, Ei, Pommes Frites, Zwiebeln. Ein typisch bolivianisches Gericht.


La Paz
Hier haben wir ein funktionierendes Internet und gleichzeitig ist der Tagebuch- und der Blogeintrag gewaltig im Rückstand. Es ist auch Zeit, an unsere Rückreise zu denken. Wir müssen rechtzeitig die Fähre und den Flug organisieren. Das heisst, heute ist Büro angesagt.
Zur Auflockerung bummeln wir durchs Quartier, kaufen Früchte und Gemüse auf dem lokalen Markt. Beim Verleih um die Ecke buchen wir eine Quad-Tour und bei Gerd eine Stadtführung.
Es ist inzwischen wieder nasskalt und Windig. Wir verkriechen uns ins WOMO. Während Erika noch ein wenig liest, besuche ich die Hotel-Sauna. Gerade angenehm bei diesem Wetter.


Diesen Sonntag ist Programm angesagt. Trotz der Wolken am Himmel, stehen wir um neun Uhr im Quad-Verleih, werden mit einer passenden Jacke, Helm und Handschuhen ausgerüstet. Dann geht es über die Strasse, in die nächste Sackgasse zum Üben. Klappt wunderbar, der Guide ist ebenfalls gerüstet und somit geht es ab auf die Piste. Wir fahren die gewundene Bergstrasse hoch, zweigen auf einen Feldweg ab und dann geht es durch Pfützen und Schlammlöcher, hinauf zur Krete. Mühsam sind hier nur die Hunde. Wenn wir vorbeifahren bellen sie aggressiv und sprinten uns nach. Nebst dem Fahren auch noch Hunde verscheuchen ist lästig. Oben angekommen geniessen wir die Aussicht, machen ein paar Fotos und fahren der Krete entlang weiter. Die nächste Abfahrt können wir streichen, da die Strasse weggespült wurde. Dann nehmen wir halt die übernächste, rauschen wieder ins Tal und an den See mit Vergnügungspark. Auch hier ein paar Fotos und nach zwei Stunden kehren wir wieder zum Ausgangspunkt zurück. Das Wetter hat gehalten und ausser ein paar Tröpfchen sind wir trocken geblieben. Quad fahren macht echt Spass.
Wie wir zurück sind, steht Gerd schon für die Stadtführung bereit. Wir Kleiden uns kurz um, ich hole die Kamera und auf geht’s, mit dem Taxi zur Talstation der grünen Gondeln. Wir schweben über den Bonzenhügel bis ins Stadtzentrum, wechseln auf die Gelben Gondeln und schweben hoch zum Quartier Alto. La Paz ist wahrscheinlich eine der Städte, die am meisten Höhenmeter innerhalb der Stadtgrenzen aufweisen. Es sind rund tausend Höhenmeter die wir überwinden. Mancher Taxifahrer bekommt Kopfschmerzen, wenn er bis ganz nach oben fahren muss. Hier auf dem Alto geniessen wir zuerst die Aussicht über die Stadt und das dahinterliegende Bergpanorama.
Spazieren anschliessend durch den riesigen Markt auf dem Plateau,
geniessen frittierte Fische, Schwein vom Spiess spazieren an den Hütten der «Yatiris» (Schamanen) entlang bis zu den blauen Gondeln. Mit diesen schweben wir über den Markt, die Marktgasse auf dem Alto entlang und zurück. Die Aussicht ist sehr speziell. Nebst dem bunten Marktreiben, aus der Vogelperspektive, schweben wir an den verrücktesten Hauskonstruktionen vorbei. Unten sind meistens Geschäfte untergebracht, anschliessend Wohnungen und zuoberst folgt ein Chalet. Die Fassaden sind verglast, verschnörkelt und in allen verrückten Farben gehalten. Offensichtlich kommt dieser Stil mehr und
mehr auf. Er hat auch einen Namen. Abgeleitet von den «Cholos»
(Volksmund für Mestizen, Mischlinge) nennt man diese Bauten «Cholet» (Mischbauten). Hat auch von Chalet was drin – sehr passend. Mit der roten Gondel geht es dann wieder bergab und auf die andere Seite der Stadt. Von der Gondel steigen wir aufs Taxi um und fahren auf den nächsten Aussichtspunkt – herrlich. Von hier spazieren wir zu Fuss durch die engen Gassen in die Stadt hinunter. Besuchen ein nettes Hostal, wo wir auf die Dachterrasse steigen und über die Dächer blicken. Spazieren durch die «Caller Apolinar Jaén», vorbei am Hause, wo einst «Pedro Domingo Murillo» (16. Juli 1809) wohnte, bis zu dem nach ihm benannten Platz. Er war Patriot und spielte eine Schlüsselrolle im Kampf um die Unabhängig Boliviens. An der «Plaza Murillo» stehen das alte und dahinter im Bau, das neue
Regierungsgebäude. Die Hauptstadt von Bolivien ist «Sucre», aber in La Paz ist der Regierungssitz zu Hause. Vor dem Regierungsgebäude ist der Kilometer «0», ab hier werden die Kilometerangaben gemacht. Inzwischen wird es bereits langsam dunkel. Wir beschliessen nochmals mit der Gelben Gondel hochzufahren und auf das Lichtermeer der beleuchteten Stadt zu Blicken. Leider kommt ganz oben bereits Nebel auf. Wir steigen deshalb gleich um und rauschen wieder talwärts. Der Ausblick aus der Gondel ist fantastisch. Auf der einen Seite das Lichtermeer unter uns und auf der anderen Seite klettern die Lichter überall die Hänge hinauf und in die verwinkelten Täler hinein. Eine sehr spezielle Stadt dieses La Paz.
Auf dem nach Hause Weg, führt uns Gerd zu den Bruchos (Hexen). Schauen in einen Laden hinein der alle möglichen Dinge anbietet. Pillen und Pülverchen für ein erfülltes Liebesleben. Wiederum andere um den Ehemann gefügig zu machen oder in der Ausbildung zu brillieren. Allerlei Kerzen
und Düfte für ein harmonisches Zusammenarbeiten am Arbeitsplatz oder Lamaföten um ein Haus einzuweihen, um Schutz und Glück zu bitten. Bruchos und Yatiris sind nach wie vor ein wichtiger Teil dieser Gesellsdhaft.
Gerd ist ein spezieller Stadtführer. Seit 34 Jahren in Bolivien hat man das Gefühl, er ist mit Leib und Seele diesem Land verfallen. Er kennt jeden Winkel der Stadt, kann über Freud, Leid und die verzwickte Historie des Landes alles erzählen. Er deckt uns den ganzen Tag mit Informationen und Geschichten zu, aber man bekommt keine Minute das Gefühl es sei langweilig oder uninteressant – super gemacht!
Nach diesem erfüllten und langen Tag kehren wir alle Müde ins Oberland zurück. Jetzt noch eine heisse Suppe, es ist wieder kalt geworden und dann ab in die Pfanne. Bis zum nächsten Mal.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen